Thesen zur „Selbstorganisation“ und „Koevolution“ – eine knappe begriffliche Verdeutllichung (Original 1989)

April 20, 2019

Zur Gewinnung eines Verständnisses menschlicher Persönlichkeitsentwicklung, seines Lernens und der Entstehung dessen, was wir als „Behinderung“, „tiefgreifende Entwicklungsstörung“ oder „psychische Erkrankung“ bezeichnen aus subjektwissenschaftlicher Perspektive im Sinne eines historischen und dialektischen Materialismus sind – die von mir so bezeichneten – postrelativistischen Theorien von besonderer Bedeutung. Vor allem die Selbstorganisationstheorie, aus der sich die Systemtheorie und Aspekte eines kritischen Konstruktivismus entwickelt haben.
Vor allem die Systemtheorie ist heute in den Domänen von Pädagogik und Therapie (hier vor allem die so genannen systemischen Therapien) ein oft bemühtes Phänomen, das aber in sehr vielen Fällen eine leere Worthülse bleibt, wenn man in die Analyse der Texte geht, die diesen Begriff bemühen. Die hier wieder aufgenommenen Thesen (Hinweise dazu siehe auch vor der Auflistung der Thesen auf dem zum Download angebotenen Text) versuchen, einen Rahmen zu skizzieren, in dem die Selbstorganisations- und Systemtheorie verankert sind – das in der Spanne von dem durch Einstein abgelösten Newtonschen Weltbild bis hin zur Arbeit mit Menschen, deren Lebensplan unter den Bedingungen ihres Lebens (soziale und bildungsmäßige Deprivation, hochgradige Isolation, Traumatisierung) zusammengebrochen ist und mit denen zusammen es darum geht, eine neue Lebensperspektive zu gewinnen und zu verstetigen, so dass daraus ein neuer Lebensplan entstehen kann. Diesen Prozessen ordne ich auch die Funktionen von Therapie (Aufbau einer Lebensperspektive) und Pädagogik (Begleitung und Stabilisierung eines resultierenden neuen Lebensplans) zu. So gesehen und auf diese Menschen bezogen, die in den Diskursen um Inklusion praktisch keine Rolle spielen und die selbst aus der UN-BRK exkludiert zu sein scheinen, gibt es für mich auf der didaktischen und methodischen Ebene keinen Unterschied zwischen diesen beiden Domänen (Pädagogik und Therapie).

Die in vier Gruppen gegliederten zehn Thesen behinhalten keine Hinweise auf für diese Zusammenhänge grundlegende Literatur, das sie als zusammenfassender Überblick aus einem Projekt an der Universität Bremen für Lehramts- und Diplomstudierende von 1989 resultieren, in dessen vielfältigen Veranstaltungen über drei Semester zu einzelnen Schwerpunkten gearbeitet wurde, wozu auch die Literatur benannt war. Aufgrund der oben angesprochenen Problemlagen sind diese Thesen auch heute noch mehr als aktuell.

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