Informationen und Anregungen …
September 5, 2025Das Anliegen,
das sich mit dieser Spalte verbindet, sehe ich darin, mit Hinweisen auf Zusammenhänge aufmerksam zu machen, die unsere Arbeit unter den Prämissen ihrer humanwissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Dimensionen tangieren. Anregungen also, die zu bedenken sind, zum Denken anregen, oder auf Bedenkenswertes aufmerksam machen sollen. Das allerdings in sehr sparsamer Weise, sind die Überflutungen mit Informationen, die oft jenseits von Wissen sind und kaum auf Erkenntnissen basieren, die als solche zu bezeichnen wären, inzwischen geradezu in astronomischen Größenordnungen angestiegen. Sinnlose Hypes, Events und anglizistische Verbrämungen, denen geradezu nachgehächelt wird, sind im Fach schon mehr als omnipräsent – dieser Zustand soll nicht noch gefördert werden; im Gegenteil!
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Anmerkungen zur IFO 2026 in Bremen – eine essayistische Betrachtung
Das Organisationsteam der 39. Jahrestagung der Inklusionsforschung unter der Thematik »Forschung – Haltung – Aktivismus« mit dem Untertitel »Inklusionsforschung zwischen Bildungsutopie und Systemkonformität«, skizziert auf einem neunseitigen Papier die zur Thematik führenden oder von ihr induzierten Fragenkomplexe im Zusammenhang mit dem Call for Papers und der Darstellung der Formate, die im Rahmen der Tagung genutzt werden können. Die Tagung findet vom 18.-22. Februar 2026 an der Universität Bremen statt.
Die aufgeworfene Frage zukünftiger Ausrichtung dieser Tagung begleitet die IFO seit ihrer Gründung – und sie wird auch in Bremen nicht schlussendlich geklärt werden können, denn, was mit dem Begriff der Inklusion umschrieben und gefasst wird, tangiert notwendigerweise alle Bereiche und Domänen von Gesellschaft und Kultur und ihre Institutionen. Nur unter dem Label eines Gesellschaftsprojektes ist Inklusion vernünftig zu begreifen. Jenseits dessen – auch in Bereichen der Pädagogik – müsste dieser Begriff als Artefakt und Nebelkerze der Verschleierung der permanenten Exklusionsprozesse, als ein Euphemismus bestimmt werden, der für die Forschung kaum mehr als eine Spielwiese und methodologischer Tummelplatz sein kann. Kernproblem waren, sind und bleiben die Exklusionen und die Zwangsinklusionen im Sinne von institutionellen Verbesonderungen, die bestehendes Recht ent-setzen.
Sind diese Prozesse im Sinne geltenden Rechts zu überwinden eine Frage der Haltung im Sinne des Dafür- oder des Dagegenseins? Und ist, diesbezüglich aktiv zu werden, ein nicht forschungsrelevanter und damit nicht der Wissenschaft würdiger Aktivismus?
Dieser Eindruck, dass dies seitens der IFO vielleicht sogar so gedacht wird, entsteht mir,
• wenn festzustellen ist, dass der Text zur IFO 2026 an keiner Stelle einen Bezug zur UN-BRK herstellt
• und unerwähnt bleibt, dass Inklusion ein völkerrechtsbasiertes Menschenrecht ist, dass nach der Ratifizierung in Deutschland am 26. März 2009 gültiges nationales Recht geworden ist (in Österreich am 28. Okt. 2008, in der Schweiz am 15. Mai 2024), dem, wie viele Artikel der UN-BRK ausweisen, zu entsprechen ist.
Am 24. April 2024 fordern die Landesbehindertenbeauftragten und der Bundesbehindertenbeauftragte in ihrer »Stuttgarter Erklärung« eine konsequente Umsetzung der UN-BRK. Sie stellen fest: „Deutschland hat am 26. März 2009 die UN-BRK ratifiziert und als geltendes Recht anerkannt. Damit ist die UN-BRK auf dem Rang eines Bundesgesetzes und Bund, Länder und Kommunen sind in ihrer Umsetzung verpflichtet.”
Die Rechtslage allein schon bestimmt eine normative Dimension für Wissenschaft und Forschung.
• Wie kann geltendes Recht im Bereich der institutionalisierten Erziehung und Bildung im Unterricht umzusetzen noch als Bildungsutopie bezeichnet werden? – und hinter dem Untertitel der Tagung »Inklusionsforschung zwischen Bildungsutopie und Systemkonformität« kein Fragezeichen gesetzt werden? Hätte sich Forschung nicht – nach innen gerichtet – insbesondere die Systemkonformität des Erziehungs, Bildungs- und Unterrichtssystems (EBU), seine sich in pathologisierender Diagnostik eines neuen, schleichend daher kommenden Biologismus und im Aus- und Enschluss sich realsierende strukturelle Gewalt des EBU zu kümmern? Und hätte Forschung nicht – nach außen gerichtet – die Einflüsse auf und die Einmischung der herrschenden Eliten in das Feld der Pädagogik unter Aspekten der verfassungsmäßigen Garantie der Freiheit von Forschung und Lehre zu untersuchen?
• Oder ist der Inklusionismus i.S. der Integration der Inklusion in die Segregation bereits akademischer Konsens?
Vielleicht habe ich versäumt, dass ein neues Forschungsparadigma à la Pipi Langstrumpf im Sinne »ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt« etabliert worden ist.
Sicher bestehen generationale Unterschiede: Es ist etwas Anderes, wie vor 50 Jahren erforderlich, die Integration aus dem Nichts rechtlicher, finanzieller, materieller und personeller Voraussetzungen buchstäblich aus dem Boden zu stampfen und heute aus der Warte eines völkerrechtskompatiblen Menschenrechts als nationales Recht auf Inklusion mit dieser Fragen umzugehen. Heute, so meine Sichtweise, besteht auf diesem Hintergrund eine noch höhere Verantwortung diesen Fragen gegenüber, von der sich niemand entbinden kann.
Haben wir damals
• auf der Basis der Ergebnisse der Bearbeitung der Geschichte der Aussonderung und Vernichtung behinderter Menschen bis hin zur Euthanasie und Sterilisation im Hitlerfaschismus, zu der es noch keine Lehrbücher gab, wie z.B. heute allein die Übersichtsarbeit von Dagmar Herzog mit dem Titel: »Eugenische Phantasien. Eine deutsche Geschichte« von 2024 und
• auf der Basis der erarbeiteten humanwissenschaftlich und naturhistorisch fundierten Erkenntnisse und wissenschaftlichen Überzeugungen über menschliche Entwicklung und über Be-Hinderung der menschlichen Entwicklung durch Exklusionen und der damit verbundenen sozialen Deprivation, Isolation und eines gravierenden Bildungsreduktionismus gehandelt (die Menschen aus Anstalten und Heimen befreit) und dies auch
• aus der historischen Notwendigkeit heraus, einer restaurativen Bundesrepublik Adenauerscher Prägung, die unter Einbezug von ehemals bekennenden Faschisten (z.B. Werner Villinger als Mitbegründer der Lebenshilfe – welch ein Anachronismus) aufgebaut und u.a. vehement antisozialistisch ideologisiert wurde, eine entschiedene demokratische und humanistische Position entgegen zu setzen,
besteht heute – ich wiederhole mich – ein nationales Recht auf Inklusion und das hat andere Komponenten zur Folge, die wissenschaftlich in Forschung, Theoriebildung, Lehre und Praxis zu bearbeiten sind, als dies damals der Fall gewesen war.
Inklusion als Bildungsutopie war vorgestern! Heute gilt es, vor allem im EBU, das in den ersten beiden Lebensdekaden des Menschen in Kontexten der Persönlichkeitsentwicklung für die Ausbildung eines bewusstheitsfähigen gesellschaftlichen, mithin emanzipierten, sozialen und solidarischen Bewusstseins von äußerster Relevanz ist, inklusive Bildung für alle zu realisieren und das wird nicht jenseits der Transformation eines für alle zutreffenden selektierenden, ausgrenzenden, segregierenden, hierarchisch gegliederten und ständisch orientierten EBU in ein inklusives gehen. Und diese Transformation wird im Sinne der »20 Thesen zur Politik« von Dussel (2013) eine revolutionäre sein müssen, negiert man nicht die fünf Jahrzehnte des politischen und gesellschaftlichen, auch repressiven Widerstandes gegen Integration und Inklusion – es sei denn, man hat sich mit der Systemkonformität abgefunden oder arrangiert; letztlich auch mit dem deutlichen Wiedererstarken neofaschistischer und rassistischer Gesinnungen bis in die Zivilgesellschaft hinein – nur, dann sollte man zumindest nicht mehr von Inklusion reden.
Selbstverständlich ist die dominante Verengung der Fragen der Inklusion auf die Pädagogik, Schule und Unterricht zu überwinden – auch bei der IFO – aber der Widerstand der etablierten Sozialverbände der Behindertenhilfe, die um ihre Pfründe fürchten und noch immer nicht begreifen, dass auf Assistenzdienste für Menschen mit Beeinträchtigungen umzudenken und umzustellen ist, die über alle Alterstufen hinweg in ihren Lebensfeldern greifen (auch in der Schule), wird kein geringerer sein, als der bildungspolitische.
Der Widerspruch zwischen vermeintlich individueller Förderung Behinderter, dem nur Sonderinstitution meinen gerecht werden zu können und dem allgemeinen Bildungssystem ist ein künstlicher; ein Artefakt der bestehenden Verhältnisse. Würde nicht ein jedes Kind für seine Persönllichkeitsentwicklung einer ihm angemessenen Erziehung und Bildung und darin der Unterstützung bedürfen, hätten wir keine Schule. Ein kommunikationsbasiertes kooperatives Lernen an einem Gemeinsamen Gegenstand, das in Projekten realisiert wird, erlaubt jedem Kind und Jugendlichen auf dem Hintergrund seiner Erfahrungslage, seiner Lernbedürfnisse, seiner dominierenden Motive und voluntiven Möglichkeiten zu lernen. Der für Behinderte geforderte Anspruch auf Individualisierung hebt sich in der »entwicklungslogischen Didaktik« in der entwicklungsniveaubasierten Individualisierung (der Arbeit am Gemeinsamen Gegenstand) auf.
Auch mit Menschen mit Beeinträchtigungen zu forschen, ist keine »Forschungsutopie« mehr, nicht nur im Feld der Disabilitiy Studies zu verankern oder auf dieses einzuhegen. Die UN-BRK erlaubt aus keiner gesellschaftlichen Domäne den Ausschluss. Ansprüche, Erfordernisse und Ermöglichungen sind zu verhandeln – aber nicht unter der Perspektive des »ob«, sonder unter der des »wie«. Und davon ist niemanden auszuschließen – auch nicht schwerst mehrfach (komplex oder intensiv) beeinträchtigt bezeichnete Menschen, was immer man da an Kategorien der Verbesonderung auf Lager hat, so herausfordernd das für uns auch sein mag. An der Universität Bremen haben wir das seit Anfang der 1980er Jahre nachgewiesen und ehemals Studierende, die das belegen können und mitgetragen haben, gibt es noch, auch wenn wir keine Zeit, weder Mitarbeiter:innen noch Sekretär:innen hatten, um alles forschungsmethodologisch angemessen festhalten zu können. Heute haben selbst Juniorprofessor:innen Mitarbeitende, die wir als C4-Professor:innen nie hatten. Auch daraus entsteht eine Verpflichtung.
Ich wünsche der IFO 2026 einen wachen Geist, Widerständigkeit in Bezug auf Selbstverständlichkeiten, damit im Sinne von Zygmunt Bauman (2017) »das Vertraute unvertraut gemacht werden kann« und die Erkenntnis, dass die Integration der Inklusion in die Segregation zum Scheitern verurteilt sein wird (und nur ein großes Geschäft der Korruption und des Reformismus ist). Eine revolutionäre Transformation des EBU im Sinne der Inklusion ist im Interesse aller Kinder, Schüler:innen, Auszubildenden und Studierenden eine nicht mehr in Frage zu stellende Notwendigkeit.
Konstanz / Basel im August 2025
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Heinz Forcher ist am 18. Juli 2025 verstorben (* 06. Juni 1946)
Wann ich Heinz Forcher das erste Mal begegnet bin, kann ich zeitlich nicht mehr genau rekonstruieren. Es war im Zusammenhang mit einer Einladung des Kollegen Volker Schönwiese an die Universität Innsbruck – ob zu einem Vortrag oder Lehrauftrag dort, weiß ich nicht mehr und finde dazu auch keine Eintragung. Heinz folgte eine Weile meinen Ausführungen zu Grundfragen der Integration und ihre frühe Entwicklung im deutschsprachigen Raum, dann verließ er den Seminarraum. Dem Kämpfer Heinz Forcher, Vater eines behinderten Sohnes und fern jeder fachwissenschaftlichen Position zu diesen Fragen, sondern zutiefst überzeugt von der Überwindung jedweder Ausgrenzung von Menschen wegen Art oder Schweregrad ihrer Beeinträchtigungen in allen Feldern von Gesellschaft und Kultur, ging es wohl nicht hart genug an die Sache der Umsetzung. Nach der Veranstaltung lernten wird uns dann beide als nicht zu beugende und auch nicht zu falschen Kompromnissen, denen der Geruch der Korrupion anhängt, bereiten Verfechter der Inklusion kennen.
Das Feld seines Kampfes für die Integration war ganz wesentlich der von ihm mit geschaffene und als Vorsitzender geleitete österreichweite Elternverband „Integration : Österreich (I:Ö)“, der in der Phase der Amtszeit von Bundesminister Rudolf Scholten von 1990 bis 1997 Schulgesetznovellen auf den Weg bringen konnte, die eine österreichweite integrative Beschulung von Kindern mit Beeinträchtigungen ermöglichte, wenn die Eltern dies forderten. Der Film „Gesetz statt Gnade“, der die Entwicklung der schulischen Integration in Österreich von 1984-1993 dokumentiert, ist auch ein Dokument des Kampfes der Eltern für das Recht ihrer Kinder auf Integration – und der Arbeit von Heinz Forcher.
Film: Gesetz statt Gnade: Weiter >>
I:Ö verlor seine unbeugbare Grundkonzeption – ich möchte es so beschreiben – an das Machen der Inklusion und der Favorisierung quantitativer Aktionen zu Lasten einer qualitativen Weiterentwicklung – und verebbte. Das führte uns, eine kleine Gruppe, die von Heinz Forcher zusammengeführt wurde und sich wiederholt auch in der Kreisky-Akademie, Wien, traf (Georg Feuser, Heinz Forcher, Monika Haider, Michael Longhino, Ingrid Prögelhof, Josef Reichmayr, René Schindler und Rudolf Scholten) dazu, I:Ö neu zu beleben, um die fachliche wie politische Stagnation der Integration zu überwinden. Gespräche und Diskussion fanden u.a. mit den Bundesbildungsminsterinnen Gabriele Heinisch-Hosek und Sonja Hammerschmid statt und schließlich sollte unter Schirmherrschaft des Österreichischen Bundespräsidenten, Herrn Alexander van der Bellen, in der Hofburg die von uns erarbeite „Bildungskonzeption einer neuen Schule für das 21. Jahrhundert für unsere demokratische Gesellschaft“ von 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt und bekannt gemacht werden. Das scheiterte an den gravierenden politischen Umbrüchen in der österreichischen Regierung und an ihren Krisen. I:Ö konnte sich nicht mehr etablieren und wurde von Heinz Forcher aufgelöst.
Was bleibt ist die erarbeitete „Bildungskonzeption“ , die auch für die anderen deutschsprachigen Länder eine grundlegende Orientierung sein könnte. [GF: 26.07.2025]
Bildungskonzeption I:Ö zum Download: Weiter >>
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Zukunft der Bildung
Unter dieser Überschrift ist in diesen Tagen die Zeitschrift „vorgänge“ – Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik (Nr.: 247/248; Hefte 3-4 2024 / 02-2025) – der Humanistischen Union erschienen. Dieses Doppelheft der „vorgänge“ wirft die Frage auf, wie es um die Zukunft der Bildung in Deutschland bestellt ist. Dies in empririscher Sicht, aber auch sehr wesentllich darauf bezogen, wie sich Bildung menschenrechtlich konform und humanistisch (in einem modernen Sinne) entwickeln sollte und sich entwickeln könnte.
Die gesellschaftlichen Diskurse haben sich des Bildungsbegriffes nicht nur entledigt, um ihn als Heiligenschein bildungsbürgerlicher Elitebildung zu entzaubern, sondern um vor allem das Schulsystem weitgehend ungehindert monitarisieren und im Ramen des neoliberalen gesamtgesellschafltichen Umbaues ungehindert als ein permanent selektierendes und ausgrenzendes Apartheits- und Abrichtungssystem zu erhalten. Dies fern dessen, was der Bildungsbegriff historisch bedeutet, was bis heute mit ihm zu verbinden ist und wie weit er in die Entwicklung einer Schule für Alle im Sinne der BRK-basierten Inklusion hineinreicht. Die ihrer strukturellen Logik entsprechenden Funktionsprozesse, die Schule zu realisieren und was sie folglich aus den Kindern und Jugendlichen zu machen hat, kann als deren Verdinglichung zu einer Art Ware der Pädagogik beschrieben werden. In Bezug auf die Lehr- und Fachpersonen bedeutet dies, dass sie zu Ausführungsorganen der Herrschaft werden, die im Unternehmen Schule mit den meritokratischen Mitteln des Systems eine marktgerechte Abrichtung der Kinder und Jugendlichen zu leisten haben. Dies insofern, als sie die Humanressourcen, die die Kinder ins Schulsystem einbringen, mittels Unterricht in späterhin vernutzbares Humankapital zu transformieren haben, das im Wirtschaftssystem einen Mehrwert zu erbringen und die Produktion, den Konsum und die Reproduktion zu garantieren hat. Es ist mehr als höchste Zeit, dass die Lehr- und Fachpersonen in diesem System ihre eigene Verdinglichung und Entfremdung ihrer Arbeit erkennen.
Hier der Link zu diesem Dopellheft der Z. Vorgänge und zu einigen seiner Beiträge: Weiter >>
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I+Klassen Wien
Mit den so genannten IPLUSKlassen in Wien geht es um Integrationsklassen, in denen Kinder mit erhöhtem Förderbedarf gemeinsam mit Kindern ohne Beeinträchtigungen beschult werden. Dafür stellt die Stadt Wien mehr Ressourcen zur Verfügung. So arbeitet neben zwei Pädagog*innen eine IPLUSAssistent*in in der Klasse. Für alle gibt es die Möglichkeit für spezielle Fortbildungen sowie für Supervision. Auch zusätzliches Material wird seitens der Stadt Wien zur Verfügung gestellt (z.B. Lizenzen für Metacom-Symbole zur Unterstützten Kommunikation).
Mit dieser Initiative kommt ein wenig Licht in die insgesamt als düster zu betrachtende Entwicklung der Inklusion im Bildungssystem – und es wird deutlich, dass auch unter den derezeit in nationalen wie internationalen Kontexten bestehenden Bedingungen der Verstärkung von Sparierungs- und Ausgrenzungstendenzen mit rassistisch-faschistoiden Hintergrundideologien Inklusion nicht nur fortgesetzt, sondern auch weiter entwickelt werden kann – wenn man es will und es von der Schuladministration unterstützt wird.
Das dieser Entwicklung zugrunde liegende pädagogische Leitbild ersetzt viele der heute schillernden Sprechblasen zur Inklusion, die für die Praxis nichts bewirken und wie Seifenblasen zerspringen. Das im Projekt gelebte Leitbild besagt:
„Schule ist Vielfalt!
Teilhabe aller Kinder am gesamten Schulleben ist eine Aufgabe der ganzen Schule. Der Umgang mit Vielfalt, Achtung voreinander und gegenseitiger Respekt, sind Voraussetzungen für eine Freude am Lernen ermöglichende pädagogische Atmosphäre.
Am Interesse der Kinder entfaltet sich der Unterricht. Vorrang hat handlungsorientiertes Lernen. Kein Kind wird zurückgelassen oder etikettiert. Jeder Unterrichtsgegenstand ist für jedes Kind bedeutsam.
Soziales und kognitives Lernen bilden eine fest verknüpfte Einheit in einer vertrauensbildenden Umgebung. Kooperationen zwischen Menschen sind immer bezogen auf kognitive Momente, die durch stabile Emotionen erschlossen werden.
Pädagogische Arbeit ist immer Aufgabe eines Teams, das auf Augenhöhe gleichberechtigt zusammenarbeitet, um das Wohlbefinden aller Kinder zu sichern und allen Kindern Lernen zu ermöglichen. Das Team setzt sich aus allen erwachsenen Personen zusammen, die mit den Kindern arbeiten.
Sozialer Frieden braucht eine Schule der Vielfalt!„
Link zu einer I-Plus.Klassen Klausur an der PH Wien im Juli 2024: Weiter >>
Link zur Evaluation der I-Plus-Klassen: Weiter >>
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Zwei Friedenspreise – von denen jeder auf seine Weise zu denken gibt …
Weil das Vergangene vergessen und tabuisiert wird – und gelingt das nicht, wird es tunlichst im Sinne »alternativer Historie« verfälscht und zurecht gebogen – kann das Gegenwärtige nur als unabwendbar Gegebenes verstanden werden, das, weil es ist, wie es ist, wohl auch so sein muss und als solches berechtigt existiert. Ohne die Historie einer Sache und damit ihr Werden zu bedenken, kann bedenkenlos der Gegenwart gehuldigt werden und zwar so vollumfänglich, dass
deren Folgen abzuwägen keiner Überlegung wert erscheint. Was heute ist, auf ein Morgen hin zu überprüfen verweist auf eine virtuelle Wirklichkeit, die KI schon richten wird …
In dieser fliessenden Allgegenwart, der keinen Anfang attestiert und mit der auch kein zukünftig Mögliches assoziiert wird, gab es jüngst zwei Friedenspreise:
Der Friedensnobelpreis 2024 wurde einer Gruppe Überlebender der amerikanischen Atombombenabwürfe vom 06. August 1945 über Hiroshima und am 09. August 1945 über Nagasaki zugesprochen: der Organisation Nihon Hidankyo. Die Atombombenabwürfe kosteten in wenigen Sekunden 120000 Menschen das Leben; mit den Spätfolgen wohl an die 270000. Der Kovorsitzende von Nihon Hydankyo erlebte den Abwurf als Dreijähriger; heute ist er 82 Jahre alt und mit ihm gibt es, wie angenommen wird, noch 100.000 Hibakusha, wie sie in Japan genannt werden; die meisten älter als 80 Jahre. Mit Zeitzeugenberichten hält die Organisation die Erinnerung an das durch die Atombombenabwürfe unsägliche Grauen in Erinnerung.
Der Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ging am 20. Oktober 2024 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse an die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum. Sie gilt als Expertin osteuropäischer Geschichte und als Analytikerin autokratischer Systeme. „In einer Zeit, in der die demokratischen Errungenschaften und Werte zunehmend karikiert und attakiert werden, wird ihr Werk zu einem emminent wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden”, so der Börsenverein in seiner Urkunde zur Preisverleihung – und einige Aussagen der Dankesrede lassen die Frage aufkommen: durch Krieg?
Text zu den zwei Friedenspreisen zum Download: Weiter >>
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Spendenaufruf !
Die Umsetzung der Einrichtung einer parlamentarischen Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages für gesellschafltiche Inklusion und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention übersteigt die finanziellen Möglichkeiten unseres Vereins Politik gegen Aussonderung (PogA), weshalb ich hier – in Erweiterung des Spendenaufrufs, den die Vorsitzende des Vereins ausschließlich an die Mitglieder des Vereins gerichtet hat – Sie alle bitten möchte, diese Initiative mit einer Spende zu unterstützen [Sie erhalten eine Spendenquittung].
Informieren Sie sich bitte über die nachfolgenden Ausführungen und auf der Homepage des Vereins zu diesem äußerst dringenden Anliegen, das als Gegenkraft gegen eine zersplitternde Gesellschaft zu sehen ist mit der es auch darum geht, die entstandenen, schon sehr tiefen gesellschafltichen Gräben zu überbrücken und sie vielleicht zu überwinden. Demokratie braucht Inklusion! – wollen wir nicht in eigenartiger Wiederholung unserer Geschichte unsere Demokratie gefährden und eines Tages in einer rassistisch und faschistisch agierenden Gesellschaft leben müssen.
Spendenaufruf der Vorsitzenden des Vereins PogA: Weiter >>
Einrichtung einer Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages für gesellschafltiche Inklusion und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention
Die Inklusion ist in eine Sackgasse geraten: Dies, um nur zwei Dimensionen zu benennen, in fachlicher Hinsicht der Umsetzung des Anliegens der Inklusion, die ins Paradoxon der Integration der Inklusion in die Segregation und damit in eine »selektierende Inklusion« geführt hat, pädagogisch in einen Inklusionismus – und politisch, unter dem Signum der Inklusion, in die weitere Absicherung des herschafftsförmig hierarchisch gegliederten und ständisch orientierten, in Sondersysteme zwangsinkludierenden parallelen Erziehungs-, Bildungs- und Unterrichtssystem der Regel- und Heil- u. Sonderpädagogik.
Diesbezüglich sollten wir nach mehr als vier Jahrzehnten der Entwicklung der Integration (heute: Inklusion) uns weder etwas vormachen, noch resigniert das Feld räumen. Bei allen Bemühungen, an einzelnen Orten so etwas wie Bildungsgerechtigkeit auf der Basis uneingeschränkter interpersonaler Anerkennung im Sinne der Inklusion zu realisieren, bedarf es einer deutlichen Re-Politisierung des Anliegens der Umsetzung der UN-BRK in allen gesellschaftlichen Bereichen und über alle Altersstufen hinweg. Nur vereint können wir dieses Anliegen wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit, der Politik und der Zivilgesellschaft bringen und bewusst machen.
Auf Initiative des Vereins Politik gegen Aussonderung (PogA), der das Anliegen im Februar d.J. in die 36. Internationale IntegrationsforscherInnen-Tagung (IFO) in Zürich hineingetragen hat und durch diese untersützt, fordert PogA in Kooperation mit vielen anderen Verbänden und Organisationen die Einrichtung einer Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages, vergleichbar der Psychiatrie-Enquête von 1975, die die Verhältnisse in den Psychiatrien untersucht, offengelegt und zu einer breiten und weitgehenden Psychiatriereform geführt hat.
Die Homepage des Vereins PogA bietet Ihnen die Möglichkeit, das Anliegen der Einrichtung einer Enquête-Kommission durch den Deutschen Bundestag zu unterzeichnen. Informationen über dieses Vorhaben und den Aufruf zur Initiative finden Sie auf der Startseite der Homepage von PogA unter „Aufruf zur Initiative“. Dort können Sie die Initiative durch Ihre Unterschrift rechtsgültig unterstützen.
Homepage des Vereins Poltik gegen Aussonderung: Weiter >>
BITTE, geben Sie diese Informationen und den Link zur Homepage des Vereins PogA in Ihren Netzwerken weiter und laden Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbieter, Ihre Studierenden und alle, die Sie ansprechen können, ein, die Initititive zu unterzeichnen.
Das schon der IFO 2023 in Zürich vorliegende und von TeilnehmerInnen an der Tagung gezeichnete Papier mit einer einleitenden Vorbemerkung können Sie auch hier einsehen und herunterladen:
Initiative: Forderung nach Einrichtung einer Enquête-Kommision zur gesellschaftlichen Inklusion und Umsetzung der UN-BRK: Weiter >>
Vergessen Sie nicht: Inklusion ist ein Menschenrecht – ihre Negation eine Menschenrechtsverletzung!
Werden Sie Mitglied im Verein Politik gegen Aussonderung (PogA) – Weiter >>
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Hanshubertus Jarick ist am 27. Oktober 2023 verstorben (* 1932)
„Jacko“, wie ich ihn auch heute nennen möchte, wie das über viele Jahrzehnte der Fall gewesen war, hat am 20. Nov. d.J. auf einem Waldfriedhof bei Waldkirchen, unweit Passau, seine letzten Ruhestätte gefunden. Denen, die ihm dort die letzte Ehre erweisen konnten, fühle ich mich als sein Kollege und Freund, der er mir gewesen ist, nahe.
Wir trafen in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre zusammen. Anlass war der Aufbau der Martin-Buber-Schule in Gießen, einer Schule für Kinder und Jugendliche, die in ihrem Lernen als schwer(st) und mehrfach beeinträchtigt, als geistigbehindert galten und als tiefgreifend entwicklungsgestört – Menschen, die wir heute endlich als gleichen Rechts ansehen, wie wir es für uns in Anspruch nehmen und deren uneingeschränkte und gleichberechtigte Teilhabe am Gesamt unserer Kultur durch die Un-Behindertenrechtskonvention als Menschenrecht verbrieft und in Deutschland 2009 als nationales Recht in Kraft getreten ist. Dies auch im Sinne ihrer Integration in Regelkindergärten und Regelschulen, um im Bereich des Bildungssystems bis auf die Ebene tertiärer Bildung Inklusion realisieren zu können. Damals lebten diese Kinder und Jugendlichen, hatten sie nicht das Glück, in ihren Familien sein zu können, die weitgehend ohne Unterstützung blieben und nicht selten in prekäre Situationen gerieten, in psychiatrischen Abteilungen, Landeskrankenhäusern und Heimen; in der Regel ohne jede pädagogische Anregung und Therapie unter erbärmlichen und menschenunwürdigen Umständen. Sie waren meist schwer traumatisiert und viele zeigten sehr herausfordernde Verhaltensweisen, die man ihrer vermeintlichen Behinderung zugeschrieben hat, nicht aber ihren Lebensbedingungen in hochgradiger sozialer Isolation ohne Spiel-, Lern- und Arbeitsangebote.
Ich arbeitete als Lehrer an der ersten Schule für diese Kinder in der Bundesrepublik Deutschland in Frankfurt am Main und startete für die Stadt und den Landkreis Gießen den Aufbau einer solchen Schule. Jacko kam von einer Schule für Lernbehinderte als Konrektor an die Martin-Buber-Schule, die wir unter heute unvorstellbar schwierigen Bedingungen aus dem Nichts heraus aufbauten; allerdings in einer Zeit des Aufbruchs, die unter dem Begriff der »1968er-Bewegung« noch heute bekannt sein dürfte.
Seit dieser Zeit arbeiteten Jacko und ich auf vielen Ebenen intensiv zusammen. Der »Jarick Oberbiel Verlag« wurde zu einem Zentrum der Veröffentlichung von Büchern und Artikeln, die ansonsten kaum gedruckt worden wären. Wir gründeten die Fachzeitschrift „Behindertenpädagogik” als Vierteljahresschrift für Praxis, Forschung und Lehre, die bis heute im deutschsprachigen Raum hoch angesehen ist. Dies im Zusammenhang eines kollektiven Vorstands des Landesverbandes Hessen e.V. des Verbandes Sonderpädagogik e.V., wie er heute heißt, dem wir, u.a. auch Wienke Zitzlaf und Wolfgang Jantzen angehörten. Wir arbeiteten auch auf Bundesebene dieses größten Fachverbandes in Deutschland in unterschiedlichen Funktionen zusammen. Auch als ich 1978 auf eine Professur der Universität Bremen berufen wurde, setzten wir unsere Zusammenarbeit fort, die, so lange wir aktiv im Verband arbeiteten und Jacko den Verlag betreiben konnte, eine intensive geblieben ist.
Bei unserem letzten Zusammentreffen im Dezember vergangenen Jahres in Waldkirchen führten unsere Gespräche bis zu diesen Anfängen unserer gemeinsamen Arbeit zurück. Es war eine Zeit geradezu permanenter Arbeit gegen viele gesellschaftliche, politische und nicht minder traditionalistische bis reaktionäre fachliche Widerstände. Sie ergaben sich vor allem daraus, dass wir eine »materialistische Behindertenpädagogik« grundlegten, was zu zahlreichen Konflikten und Meinungsverschiedenheiten mit dem etablierten Verständnis von Behinderung führte. Es fehlte nicht an Widersprüchen, an gescheiterten und gelungenen Versuchen, auf diesem Weg voran zu kommen. Aber aus dem gemeinsamen Pioniergeist heraus, und überzeugt von der Richtigkeit unseres Vorhabens, die Behindertenarbeit zu humanisieren und zu demokratisieren, fanden wir gemeinsame Wege, konnten eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit ohne Brüche realisieren und eine Freundschaft erhalten, die sich aus der gemeinsamen Arbeit speiste, denn für gemeinsame Freizeitaktivitäten stand uns keine Zeit zur Verfügung.
Eine solche Pionierarbeit mit Menschen zu bewältigen, die noch 20 Jahre bevor wir mit ihnen zu arbeiten begannen, als so genanntes „lebensunwertes Leben” im Hitlerfaschismus ermordet worden sind, mag heute nahezu befremdend klingen. Das sollte uns sowohl Mahnung als auch Anlass sein, das heute im Sinne der Integration und Inklusion im Bildungssystem Erreichte weiter zu etablieren und weiter zu entwickeln, was eine zentrale Aufgabe der uns im Erziehungs-, Bildungs- und Unterrichtsystem nachfolgenden Generationen sein wird. Vor dem Menschen Hanshubertus Jarick und vor seiner Lebenstätigkeit kann ich mich als Kollege und Freund nur verneigen.
Konstanz, den 20. November 2023
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Zwei Beiträge: Zum Begriff des „Gemeinsamen Gegenstands“ und zur „Substituierend Dialogisch-Kooperativen Handlungs-Therapie (SDKHT)“
Vom 08. bis 10. Febr. 2023 fand an der Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich die 36. IFO (Internationale Integrationsforscher:innen-Tagung) statt. Im Zusammenhang mit zwei Symposien wurde am 09.02. und 10.02.2023 zum Verständnis des Begriffes „Gemeinsamer Gegenstand“ im Rahmen der von mir entwickelten, Inklusion in sich aufhebenden „Allgemeinen Pädagogik und entwicklungslogischen Didaktik“ und zur SDKHT in Form von Kurzreferaten vorgetragen. Zwei von mir gehaltene Kurzreferat werden auf Wunsch von TeilnehmerInnen an den beiden Symposien auf dieser Homepage unter DOWNLOADS zur Verfügung gestellt — siehe dort!
Frieden Schaffen
Ich möchte Sie auf die Ausgabe 10-11/2023 der Zeitschrift der Bundeszentrale für politische Bildung „Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ)“ vom 06. März 2023 und in diesem Heft vor allem auf den Beitrag von Müller, Brandt & Braun (Seiten 20-26) mit dem Titel: „Frieden schaffen“ aufmerksam zu machen, der sich von der heute überwiegend geschichtsvergessenen bis dümmlich-propagandistischen, auch demagogischen Berichterstattung der üblichen Tagespresse und Tagesnachrichten abhebt.
Zur Lektüre und zum Download (auch des ganzen Heftes) siehe: Weiter >>
Ob eine beginnende Besinnung auf Rationalität und vor allem auf Vernunft im politischen Denken angenommen werden kann, bleibt reine Hoffnung. Allein die Aussage der Autoren: “Die doppelte Gefahr eines Selbstmordes der Menschheit ist durchaus real: einerseits durch die atomare Rüstung, andrerseits durch die globale Erderwärmung. Die Zeit, Katastrophen zu verhindern, wird knapp – und sie wird nicht gegen Russland, dem größten und ressourcenreichsten Land der Erde, zu verhindern sein, sondern nur mit ihm. Das Schlüsselwort unserer Zeit heißt »Zusammenarbeit«“ (S. 25), lässt aufhorchen.
Dass die Pädagogik im Sinne der von mir seit Jahrzehnten geforderten “Kommunikationsbasierten Kooperation am Gemeinsamen Gegenstand” (siehe vorstehenden Beitrag zum Begriff „Gemeinsamer Gegenstand“) pädagogisch und diaktisch zu solcher Erkenntnis gelangen könnte und in ihren Handlungsfeldern einer ständisch orientierten, herrschaftsförmig meritokratisch-sanktionierenden (Unterrichts-)Praxis entsagt – und damit der strukturellen Gewalt des institutionalisierten Erziehungs-, Bildungs- und Unterrichtssystems – bleibt ebenso reine Hoffnung.
Zur Lektüre empfehle ich ergänzend einen Beitrag der ehm. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Dr. Antje Vollmer, mit dem Titel: „Was ich noch zu sagen hätte – Vermächtnis einer Pazifistin“, der auf ihrer Hompage zu erreichen und am 23.02.2023 in der Berliner Zeitung erschienen ist. Den Beitrag siehe: Weiter >>
Verwiesen sei auch auf einen Beitrag über die historische Entwicklung der „Russophobie“ der Plattform »multipolar« (Hrsg.: Korinth, S., Schreyer, P & Tesch, U.) mit dem Titel: Die langen Linien der Russophobie. Weiter >> [25.04.2023]
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Hans-Hubertus Jarick zum 90. Geburtstag
Es erscheint mir angemessen, Jacko, so nannten und nennen ihn seine Freunde, hier und auf diese Weise zu seinem 90. Geburtstag am 13. Okt. 2022 zu gratulieren. Uns verbinden Jahrzehnte gemeinsamer Arbeit sowohl im Zusammenhang des Aufbaues und der Leitung der Martin-Buber-Schule, Gießen, in der Tätigkeit im Landesverband Hessen e.V. (LV-H) des Verbandes Sonderpädagogik e.V. als auch mit dem Aufbau und der Entwicklung der Zeitschrift Behindertenpädagogik, getragen bis heute vom LV-H und im Jarick-Verlag, Oberbiel, verlegt, dann im Psychosozial-Verlag Gießen weitergeführt. Manche Leser*innen mögen sich noch an die schwierigen Anfänge und Problemlagen dieser Unterfangen erinnern, denen wir bis heute mit dieser Zeitschrift eine Stimme geben und Perspektiven skizzieren, wie entgegen des nivellierenden und z.T. geschichtsvergessenen „Machens“ vor allem der Inklusion (völlig paradox als ’selektierende Inklusion‘) das menschenrechtsbasierte Anliegen der UN-BRK in allen Feldern der Pädagogik realisiert werden kann.
Hier die Grußadresse an Jacko: Weiter >>
Verwiesen sei noch auf einen Beitrag von mir mit dem Titel: „Der lange Marsch durch die Institutionen …“ (in: Behindertenpädagogik 51 (2012) 1, S. 5-34) – er behandelt die oben angeführten Bereiche; vor allem auch die Entwicklung der Z. Behindertenpädagogik und die Positionen des vds e.V. Diesen Beitrag finden Sie zum Download unter Aktuelles: Weiter >>
Hans-Hubertus Jarick ist am 27. Okt. 2023, kurz nach seinem 91. Geburtstag, verstorben.
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Projekt écolsiv
Mit dem Projekt écolsiv (der Begriff vereint école/Schule und Inklusion/inklusiv) geht es um die Frage der Öffnung der tertiären Bildung für Menschen mit Beeinträchtigungen in den Bereichen des Lernens und der geistigen Entwicklung. Dieser Personenkreis soll eine tätigkeits- und berufsspezifische Qualifikation erhalten mit dem Ziel, in Kindergärten und Schulen arbeiten zu können. Der Weg zur Qualifikation soll aber nicht über eine Sonderausbildung führen, sondern integriert sein in die bestehende und entsprechend zu transformierende Lehrerinnen- und Lehrerausbildung an Hochschulen und Universitäten im Sinne der Inklusion. Es ist ein Projekt des Institut Unterstrass an der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Das Buch:
Labhart, D., Müller Bösch, C. & Gubler, M. (Hrsg.) (2021): écolsiv – Schule inklusiv. Ein Hochschulprogramm inklusiver Bildung. Bern: Edition Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik (SZH)
informiert über die bisher vorliegenden Erfahrungen des Studiums von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, denen der Zugang zur Hochschule ermöglicht wurde, die zusammen mit ihren regulär das Lehramt studierenden Kommilitoninnen und Kommilitonen studieren und auf eine ihren Berufswünschen entsprechende Tätigkeit im schulischen Kontext vorbereitet werden. Inormationen finden Sie auch auf der Page des Projekts.
Feuser, G.: Écolsiv – Schule und Studium inklusiv. Statement zur Buch-Vernissage am Institut Unterstrass am 18.09.2021
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Universitätsschule und Forschungsprojekt Universitätsschule Dresden
Mit dem Schuljahr 2019/20 hat die Universitätsschule Dresden – ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität Dresden – ihre Arbeit aufgenommen. Dort lernen inzwischen 360 Kinder in den Klassenstufen 1-6, was zu einer dreizügigen Gund- und Oberschule der Stufen 1-10 ausgebaut werden soll und für 15 Jahre genehmigt ist.
Diese „Schule der Zukunft“ basiert auf einem von der Universität entwickelten Konzept und wird seitens des Lehrstuhls für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt inklusive Bildung, Frau Prof. Dr. Anke Langner, wissenschaftlich begleitet. Dieser Schulversuch verdient gerade zu Zeiten einer extrem schleppenden Umsetzung der UN-BRK und in deren Richtung weisenden Arbeit besondere Beachtung und Unterstützung!
Das didaktische Konzept der Universitätsschule und die Orientierung des Unterrichts in Projekten im Sinne der „kommunikationsbasierten Kooperation am Gemeisnamen Gegenstand“ einer „entwicklungslogischen Didaktik“ (Feuser) repräsentiert eine der weitestgehenden Entwicklungen eines ‚inklusiven Unterrrichts‘ im deutschsprachigen Raum. Siehe dazu die YouTube-Doku: Weiter >> [03.01.2023]
Zur Professur für Erziehungsweissenschaft mit dem Schwerpunkt inklusive Bildung, Frau Prof. Dr. Anke Langner: Weiter >> [03.01.2023]
Zur Homepage der Universitätsschule: Weiter >>
Zur Forschung an der Universitätsschule: Weiter >>
Zum Projekt QuaBIS: Qualifizierung von Bildungs- und Inklusionsreferent*innen in Sachsen – im Kontext inklusionssensibler Hochschulentwicklung – Weiter >> [03.01.2023]
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Bosetti will reden …
… eine kritische Analyse zu ‚härtestem Weihnachten seit Kriegsende‘ in 2020 – eine kritische Analyse, was alles noch härter sein könnte, wenn uns z.B. Nazis hinrichten und …
Es lohnt sich hineinzuhören, um wieder relativieren zu können: Weiter >>
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Wolfgang Jantzen ist am 22. November 2020 verstorben …
… es fehlen mir die Worte – und es ist ein Widerspruch, dennoch solche zu äußern. Aber wann wäre unser Denken, unser Tun, unsere Diskurse und Abhandlungen je widerspruchsfrei gewesen? In einer Gesellschaft, die im Prozess ist, an ihren Widersprüchen zu scheitern und sich in Bezug auf das, was und wie sie sein könnte, nämlich ungebrochen in der Solidarität eines jeden mit einem jeden, in dem die Anderen solche sind wie ich, wenngleich nicht ich, und doch nicht die »anderen Andern«, in Auflösung begriffen ist, wird es zunehmend schwerer, die Gräben zu überspringen, die andere Seite zu erreichen, sie in die zu führenden Dialoge einzubinden und nicht selbst in den aufgerissenen Gräben zu versinken.
Ein Interview, das ich mit Wolfgang anlässlich seines 60. Geburtstages im April 2001 führte, schließt er mit folgender Aussage ab, die ihrerseits sein gesamtes Schaffen und seine Grundhaltung als Mensch umfasst:
„Insofern, wenn ich das alles annehme, gibt es keinen Grund zur Verzweiflung. Das Leben findet hier und jetzt statt und die Gegenwart muss theoretisch geöffnet werden, indem Erinnerungsarbeit stattfindet und die Zukunft das bleibt, was sie ist, Zukunft, mögliche Zukunft, deren schlechtmöglichste Variante ich emotional gegenbesetze, damit ich in der Gegenwart das Bestmöglichste tun kann” (S. 57).
Quelle: Wolfgang Jantzen (2002) in einem Interview mit Georg Feuser mit dem Titel: Behindertenpädagogik: Fragen der Zeit und zum »Zeitgeist«. In: Feuser, G. & Berger, E. (Hrsg.) (2002): Erkennen und Handeln. Für Wolfgang Jantzen zum 60. Geburtstag. Berlin: Verlag Pro Bussiness, S. 7-58
Text zum Tod von Wolfgang Jantzen (04.05.1941-22.11.2020): Weiter >>
Link zur Homepage von Wolfgang Jantzen: Weiter >>
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Lene Marie oder Das wahre Gesicht der Anorexie
Dieser Dokumentarfilm (Dauer 72 Min.) war bis 17. Sept. d.J. auf arte verfügbar. Das Portrait der norwegischen Fotografin Lene Marie Fossen, die mit 10 Jahren beschlossen hatte, nicht mehr zu essen, ist ein außerordentliches Dokumente des Werks dieser internationale anerkannten Künstlerin, die im fortgeschrittenen Stadium an Magersucht leidet. Sie starb mit 33 Jahren im Oktober 2019. Der Dokumentarfilm, der sie als Künstlerin und als schwer kranke Frau portraitiert, führt beide Momente ihres Lebens zusammen. Sie konnte den Film noch sehen, ehe sie verstorben ist.
Die Kennntisnahme dieser einmaligen Dokumentation, die mit höchster Integrität das Leben und künstlerisches Schaffen dieser Frau zusammenführt, die sich in ihrer Krankheit selbst zum Gegenstand ihrer Kunst gemacht hat, kann ich nur dringend empfehlen.
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Wer sind wir ?
Diese Frage wird der Titel eines Filmes, der ab 30. Januar 2020 im Verleih von Cineworx in etwas 20 Deutschschweizer Kinos anlaufen wird. Ich hatte die Möglichkeit, diesen Film des Filmemachers Edgar Hagen vor seiner Fertigstellung zu sehen und dazu mit KollegInnen und dem Filmteam ins Gespräch zu kommen.
Der Film tangiert die Frage der Inklusion anhand einer 19-jährigen Frau und eines 11-jährigen Jungen; sie in einem Heim, er in einer regulären Schule. Beide sind aufgrund der Art und des Schweregrades ihrer Beeinträchtigung aus der Mehrzahl aller Diskurse um Inklusion exkludiert. Das zeichnet für mich diesen Film im Vergleich zu vielen anderen aus, die dieses Thema tangieren oder gar zum zentralen Fokus machen. Der Film ermöglicht, beide Personen als Menschen in ihrer Lebenssituation kennen zu lernen. Es ist kein Film über sie, sondern man stellt sich mit ihnen die Frage: Wer sind wir? [GF: 08.09.2019]
Link zur Filmankündigung: Weiter >> [08.09.2019]
Link zur Webseite des Films: Weiter >> [13.12.2019]
Link zum Filmemacher Edgar Hagen und zu seinen Arbeiten: Weiter >> [08.09.2019]
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Alles ausser gewöhnlich
Dieser Film, der durch die Arbeit von Stéphan Benhamou und seiner Organisation Le Silence des Justes (- das Schweigen der Gerechten) in Frankreich inspiriert ist und die Filmemacher Toledano und Nakache (vielleicht bekannt durch ihren Film „Zwei ziemlich beste Freunde“) aus der Erfahrung der Mitarbeit in Projekten von Benhamou heraus veranlassten, ihn zu gestalten, versucht, jene, die wir seit den 1968er Jahren als „harten Kern“ bezeichnen, sichtbar zu machen. Von miemanden gewollt, ständig ausgegrenzt oder über Jahre hospitalisiert, sediert, fixiert, isoliert, verwahrt und schwerst traumatisiert, versuchen die Protagonisten, mit diesen Menschen zu arbeiten und sie in menschenwürdige Lebensverhältnisse zu integrieren. Das als menschlicher Akt ohne offizielle Genehmigung, hinreichende finanzielle Absicherung und Qualifikationen der MitarbeiterInnen, die in einem parallelen Projekt qualifiziert werden sollen.
Dieser Film ist kein Lehrfilm und vieles hält einem fachlich erfahrenen kritischen Blick nicht stand – es ist ein Spielfilm mit entsprechenden Randhandlungen. Aber er vermag Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, deren Geschichte verschwiegen wird und die von der Öffentlichkeit fern gehalten werden und die selbst in den Diskursen und in der Praxis der „Inklusion“ nahezu keine Rolle spielen. Und er zeigt die Unfähigkeit der politisch und administrativ Verantwortlichen, dem Bemühen um diese Menschen Verständnis entgegen zu bringen und angemessene Rahmenbedingungen für diese Arbeit zu ermöglichen. Und das ist trotz UN-BRK auch in deutschsprachigen Ländern weiterhin eine menschenverachtende Realität.
Siehe z.B. https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer/alles-ausser-gewoehnlich-2019 [13.01.2020]
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Wilhelm von Humboldt und die humanistische Bildung
Am Donnerstag, 29. Aug. 2019 wiederholte der SWR 2 in seiner Sendereihe „Kultur neu entdecken“ von 08:30 bis 09:00 Uhr eine Sendung von Barbara Zillmann mit dem o.a. Titel. Wer in Sachen der Pädagogik an Bildung interessiert ist – was im unlösbaren Zusammenhang mit Erziehung ihr eigentliches Anliegen sein sollte – und um sich diesen Fragen wieder anzunähern, kann diese Sendung ein guter Anlass sein. Wie heute Schule als Institution verfasst ist und welchen fremdgestellten, staatsförmigen und OECD-konformen Aufgaben sie sich unterwirft, die weit in ihre Organisationsstrukturen und curricualren Vorgaben hineinreichen, die durch eine gesetzlich abgesicherte Disziplinierungs- und Sanktionspraxis sowohl Lehrpersonen als auch den Schülern gegenüber aufrecht erhalten wird, hat buchstäblich nichts mit menschlichem Lernen und menschlicher Persönlichkeitsentwicklung zu tun. So antiquiert das Humbodt’sche Bildungsideal uns heute erscheinen mag, so weit ist es der menschlichen und geistigen Verarmung der gegenwärtigen institutionalisierten Pädagogik voraus. Es lohnt sich, hineinzuhören. Die Sendung kann auch heruntergeladen werden. [GF: 30.08.2019]
Link zur Sendung: Weiter >> [30.08.2019]
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Von Hiroshima nach Tihange – eine historische Verbindung
Aufmerksam machen möchte ich Sie anlässlich der Aufkündigung der INF-Verträge zwsichen den USA und Rusland über nukleare Mittelstreckenraketen, anlässlich des 74. Jahrestages des Atombombenabwurfs am 06. August 1945 auf Hiroshima und der aufkommenden Frage, eines neuen Wettrüstens und der Vorstellungen einiger Think-Tanks zur Möglichkeit der Führung eines atomaren Krieges auf eine Sendung von SWR 2 -Wissen. Sie thematisiert den belgisch-amerikanischen Uranvertrag von 1942 bezogen auf die Uranvorkommen in der Kolonie Belgisch-Kongo und in diesem Zusammenhang Einsteins Vermittlungsfunktionen und Kontakte zu Belgiens Königshaus und das Scheitern seiner späteren Bemühungen, die Atombombe nicht einzusetzen.
Das mag uns heute fern sein, aber sich damit zu befassen kann anregen, über die eingetretene neue Weltlage zur atomaren Bewaffnung nachzudenken, über einen neuen kalten Krieg, der schnell zu einem heißen werden kann und wie sehr Prozesse der Humanisierung und Demokratisierung menschlichen Zusammenlebens auf dem Spiel stehen – relevant auch für die Pädagogik. [GF: 06.08.2019]
Link zur Sendung, die auch heruntergeladen werden kann:
https://www.swr.de/swr2/wissen/SWR2-Wissen-Von-Hiroshima-nach-Tihange,broadcastcontrib-swr-29310.html [06.08.2019]
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Die „Banalität des Bösen“
Am 21. Juli 2019 sendete SRF 2 in seinem Programm „Passagen“ ein 1965 mit Hannah Arendt geführtes Interview, das ihre Aussage über die „Banalität des Bösen“ zum Gegenstand hat und sich auf ihr gleichnamiges Werk bezieht, das seine Grundlage in ihren Beobachtungen im Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann hat.
In diesem Interview, das nicht nur historisch interessant ist, sondern sehr wohl auch bezogen auf die jüngsten Verbrechen aus dem rechtsradikalen Spektrum unserer Gesellschaft, nimmt sie dazu Stellung. Hier der Link zur Sendung, die auch heruntergeladen werden kann:
https://www.srf.ch/sendungen/passage/hannah-arendt-interpretiert-die-banalitaet-des-boesen [22.07.2019]
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Disruption im Lohngefüge
Da erinnert mich doch eine Spalte in der Schweizer Handelszeitung mit der Nr. 18 vom 11. Juli 2019 auf S. 17 an meine Jahrzehnte alte Auffassung, dass die Erzieherinnen und Erzieher in der Frühen Bildung nicht nur die best ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen sein müssten, sondern auch die mit der höchsten Bezahlung. Schülerinnen und Schüler, die es im bestehenden Erziehungs-, Bildungs- und Unterrichtssystem ins Gymnasium geschafft haben, vermögen, so denke ich, trotz ihrer Lehrpersonen zu lernen. Aber die Kleinen im Altersbereich bis 6 Jahre dedürfen der Lehrpersonen als umfassend gebildete, authentische, kommunikativ und sozial-kooperativ hoch kompetente und beziehungsfähige Personen, die die Potenziale der Kinder zu erkennen vermögen und ihr Lernen in Bezug auf das, was aus ihnen der Möglichkeit nach werden kann (so dem Sinn nach Martin Buber) zu begleiten vermögen. [GF: 19.07.2019]
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Wie glaubwürdig ist Evidenzbasierte Medizin? Eine Kritik am Beispiel der Antidepressiva.
Die oft unkritisch daherkommende Faszination so genannter ‚Evidenzbasierter Forschung‘ hat längst in die Domäne der Erziehungswissenschaft, Regel-, Heil- und Sonderpädagogik Einzug gehalten. Ein kritischer Diskurs dazu ist noch nicht etabliert, wenngleich angeregt. Exemplarisch verweise ich auf eine Arbeit von Rödler, P. (2013): Inklusion ist evident begründbar, aber nicht evident machbar. In: Behindertenpädagogik, 53, 4, S. 381-388.
Mit Bezug auf die vorstehende Überschrift möchte ich auf eine Antrittsvorlesung von Hern Michael P. Hangartner am 23. Februar 2019 an der Universität Zürich aufmerksam machen, die sich kritisch mit der aufgeworfenen Frage von Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten in der Medizin allgemein und im Speziellen bezogen auf Antidepressiva beschäftigt. Die Vorlesung wurde mitgeschnitten und von der UZH am 26.02.2019 publiziert.
Wenn unter Einnahme von Medikamenten in einer der zitierten Studien Suizidversuche als „emotionale Labilität“ kategorisiert werden, dürfte allein schon das höchste Aufmerksamkeit erregen.
Der Begriff der EBM (evidence-based-medicine), der ‚empririsch belegten Heilkunde‘ wurde in der Meizin entwickelt und in den deutschen Sprachraum übernommen, in dem der Begriff „Evidenz“ oft auch die Auslegung einer ‚keines Beweises erforderlichen Offensichtlichkeit‘ erfahren hat. Das heißt: Zweimal hinschauen und doppelt kritisch analysieren. [GF: 15.03.2019]
Link zur Antrittsvorlesung: Wie glaubwürdig ist Evidenzbasierte Medizin? Eine Kritik am Beispiel der Antidepressiva. Weiter >>
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Stephan Becker ist am 02. Juni 2019 verstorben.
Ein Nachruf von Prof. Dr. Peter Rödler (Uni Koblenz-Landau): Weiter >>
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CHANGE – Warum wir eine radikale Wende brauchen
Ein im KOMPLETTMEDIA Verlag erschienenes Buch von GRAEME MAXTON (2018 in erster Auflage erschienen; es umfasst 159 Seiten; ISBN 978-3-8312-0474-8) behandelt die „Umweltkrise“ von der heute in kaum noch zu überblickenden Zusammenhängen die Rede ist, nach einem Vorwort in vier Kapiteln mit den Themen: Das Problem / Was geschieht, wenn sich die Menschheit nicht ändert? / Die Welt braucht eine radikale Wende / Neue Fundamente errichten.
Man mag schon genervt sein, ständig mit diesen Fragen konfrontiert zu werden, verstärken sie bei aller Motivation für einen „Change“ das Gefühl der eigenen Ohnmacht Entwicklungen gegenüber, die unsere Erde in einen Planetozid steuern und das Sozialgefüge der Menschen schon weitgehend zerstört haben. Maxton sagt zu Beginn des Vorworts zu seiner Schrift von sich selbst: „Ich bin kein Träumer“ und er „möchte, dass Sie verstehen, wie ernst die Situation heute ist und was passieren wird, wenn wir so weitermachen wie bisher“ (S. 7).
Diese Intention lässt mich Sie auf dieses kleine Buch aufmerksam machen. Dies auch seinen manchmal auftauchenden inneren Widersprüchen wegen, die auch der Komplexität der Zusammenhänge geschuldet sein mögen und obowohl es da und dort gewünschte Differenzierungen oder Vertiefungen nicht einlöst, Fragen anschneidet, sie aber nicht beantwortet oder auch Abwehr provoziert u.a.m.
Und ich würde mir wünschen, dass die Lektüre gerade die Leserinnen und Leser, die mit Fragen der Erziehung und Bildung, von Kindergarten, Schule, Berusbildung, Hochschule und Universität befasst sind, die Frage aufwerfen lässt, wie wir, wäre nur weniger als die Hälfte der Probleme, die das Büchlein aufwirft, als real und wirklich anzuerkennen, ohne grundlegenden „Change“ das bestehende institutionalisierte Bildungs- und das bestehende Schulsystem noch immer weiterführen, es vertreten und aufrecht erhalten können. Was ist mit uns los? Und welcher Verbrechen an der Zukunft der Menschheit machen wir uns schuldig?
Die Bewältigung der „Umweltkrise“ mit Mitteln der gegenwärtigen Marktwirtschaft, die ihr zentraler Verursacher ist, wie es die Bundesregierung anstrebt, dürfte so absurd und paradox sein, wie es das Bemühen um die Integration der Inklusion in das bestehende hoch selektierende und segregierende Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungssystem ist.
[Der Autor ist Ökonom, Vollmitglied des Club of Rome und fungierte zwischen 2014 und 2018 als dessen Generalsektretär. In seinen Werken wendet er sich in scharfer Kritik am modernen ökonomischen Denken u.a. gegen die Wachstumslüge.] [GF: 17.07.2019]